Entspannungsgeschichte: Spaziergang durch eine fernöstliche Stadt

Vor der Geschichte

In dieser Entspannungsgeschichte zum Vorlesen begeben wir uns auf einen Spaziergang durch regnerische Straßen einer asiatischen Großstadt. Mache es dir dazu bequem, entspanne dich – und lass die Worte einfach auf dich wirken. Wenn du die Entspannungsgeschichte vorliest empfiehlt sich, deinem gegenüber zu bitten die Augen zu schließen. Dadurch kann man sich noch besser in das gesagte hineinversetzen und mit dem inneren Verstand ein ganz eigenes Bild der Situation ausmalen. Noch ein Tipp: Vor der eigenen Geschichte kann noch eine Einleitung gelesen werden, um besser in die Entspannung gleiten zu können. Hier findest du Einleitungen für Entspannungsgeschichten. Du kannst auch während der Geschichte entspannende Regengeräusche oder ruhige Musik abspielen, um die Immersion zu vertiefen.

Entspannungsgeschichte

Schließe nun – wenn du bereit bist und magst – deine Augen. So kannst du dir das gesagte noch besser mit deinem inneren Verstand ausmalen. Komme an. Komme runter. Und nutze den Moment, um dich voll und ganz zu entspannen.

Eingehüllt in ihrem nächtlichen Gewand ist die Stadt ganz anders, als du vielleicht denkst. All der Trubel des Tages… All die Hektik verfliegt und weicht einer wundervollen Herzlichkeit. Lass uns einen Spaziergang durch die benachbarten Viertel machen. In dieser regnerischen Nacht gehst du die ersten Schritte hinaus in die Metropole. Seltsam ruhig ist es um diese Zeit. Du empfindest die Lichter der Stadt als wohlig und fast heimisch. Diese riesige Stadt scheint ihr Herz zu zeigen. Der Regen prasselt noch erstaunlich warm und angenehm auf deine Kapuze.

Noch regnet es nicht all zu stark. Dir begegnen die ersten Menschen. Sie nicken dir freundlich zu, während du den Weg entlang der Straße fortsetzt. Auch in der Nacht spürst du die japanische Höflichkeit. Doch da ist etwas anders zwischen dir und den Menschen, die in Tokio leben. Ihr bildet eine Einheit. Die Einheit der Menschen, die nun noch unterwegs sind. Du fühlst dich nicht als Fremder, sondern als Bestandteil dieser Stadt.

Die Lichter der hohen Gebäude strahlen weiter und wirken doch weniger aufdringlich, als es am Tage der Fall ist. Ein einziges Auto fährt auf der Straße. Ein Lächeln geht über dein Gesicht: Nie hättest du dir diese wuselige Stadt in einer solchen Ruhe auch nur vorstellen können. Eine Familie mit schlafendem Kind auf dem Arm der Mutter kommt dir entgegen. Der Blick auf das liebe Kleine von dir und den Eltern: Er ist wohl überall in der Welt der gleiche. Auch hier in Japan, wo die Menschen doch ansonsten so wenige Emotionen zeigen mögen. Du spürst, dass die Stadt lebt und doch in sich ruht. Auf der sonst so befahrenen Straße spiegeln sich die Lichter der Stadt in den Pfützen des Regens. Sie scheinen ein Bild zu ergeben. Du hältst einen Moment inne und betrachtest dieses ganz neue Bild.

In deinem Kopf erinnerst du dich an deine Kindheit. Es fühlt sich an wie das Beobachten der Wolken und Sterne. Da ist sie wieder, diese Phantasie, die es uns ermöglicht, in den kleinsten Dingen alles zu sehen und uns einen ganz besonderen Moment zu zaubern. Was siehst du? Eine Sonne, ein Haus, dein nächstes Urlaubsziel. Es ist diese Schönheit, alles sehen zu können, was dir in den Sinn kommt und den Moment besonders macht. Du fühlst dich, als wäre die Stadt ganz deins und du lernst sie erst jetzt so richtig kennen. Dir ist nach noch tieferen Eindrücken zumute. Darum willst deine Umgebung jetzt in seiner ganzen Schönheit kennenlernen und fernab vom Großstadttrubel betrachten.

Du biegst in eine kleine Gasse ein. Was führte dich hierher? Statt bewusst entschieden zu haben, haben dich deine Beine fast intuitiv hierhergebracht. Es dürstet dich nach dem Leben der Menschen, die nun noch auf den Beinen sind. Mit jeder kleinen Begegnung scheint es so zu sein, als hättest du die Person wirklich kennengelernt. Am Ende ist es doch nur dieses höfliche Zunicken und doch ist es anders. Was hörtest du vor deiner Reise über die japanische Höflichkeit: Alles Fassade und gesellschaftlich vorgeschrieben?

Noch heute Mittag wusstest du nicht so recht, was die Menschen wirklich denken. Nun aber wirkt jedes Lächeln so ehrlich und frei. Fast wie ein Blick in die Seele der anderen Menschen. Was treibt sie in der Nacht auf die Straße? Vielleicht wird es die gleiche Neugier sein, die auch dich hierhergeführt hat. Da ist wieder diese Einheit, die du verspürst und die dich hierher verbindet. Selten hast du dich so sicher gefühlt. Frei von Sorgen und Ängsten bist du hier in dieser kleinen Gasse der Stadt, die du zum ersten Mal bereist.

Ein Mann mit Regenschirm bleibt vor dir stehen und fragt dich etwas auf japanisch. Du lächelst verstohlen und zuckst nur mit den Schultern. Da ist ein Lächeln in seinem Blick. Kein Lachen über dich, es ist ein Verstehen und die Gewissheit, dass ihr euch schon verstehen werdet. In einer Sprache der Welt, die ihr beide mehr schlecht als recht sprecht, fragt er dich schließlich, was dich in der Nacht hierherbringt. Du antwortest ihm und sagst, dass es die Neugier ist und der Wunsch, eine Stadt nicht nur an der Oberfläche zu erleben.

Wieder ist da ein verstehendes Lächeln und der Mann erzählt, dass ihm ein kleines Restaurant am Ende der Gasse gehört. Gerne schaust du in einer der nächsten Nächte vorbei. Der Regen nimmt etwas zu, aus den Fenstern dringt nur noch vereinzelt Licht. Gesprächsfetzen dringen zu dir und es ist, als würdest du plötzlich verstehen. Doch es ist kein Wunder, du sprichst kein japanisch. Du nimmst die Gespräche in ihren Emotionen, in ihren Tonlagen war.

Die Mutter, die ihr Kind ins Bett bringt. Hier sind alle Streitigkeiten des Tages vergessen und die beiden besinnen sich auf ihre Liebe zueinander. Das Ehepaar, das den Abend gemeinsam beschließt. Vorbei ist die Arbeit und ein Glas Sake – japanischer Reiswein – wirkt regelrecht Wunder. Ob diese Stadt schon in wenigen Stunden wirklich die Metropole sein kann, die du bisher kennengelernt hast? Du schiebst den Gedanken beiseite. Zu wenig vorstellbar scheint dies im Moment zu sein und zu wahrscheinlich ist es am Ende doch. Du beschließt, den Moment aufzusaugen und zu genießen.

Deine Beine tragen dich in eine weitere Gasse, die rechts abgeht. Eine Gruppe dreier Frauen steht noch am Straßenrand und unterhält sich. Die drei reden besonders leise und du siehst wieder, was japanische Höflichkeit wirklich bedeutet. Als du alleine vorbeigehst, ganz in Gedanken versunken, suchen sie lächelnd deinen Blick. Tatsächlich reichen dir die 3 eine Tasse Tee und bitten dich, doch einen Moment mit ihnen zu verweilen. ,,This is Tokio“ sagen sie dir im gebrochenen Englisch.

Du verstehst sofort. Sie meinen diese Ruhe, die immer wieder einkehrt. Die Ruhe, die neue Kraft gibt und die jeden Menschen, der tagsüber noch so anonym sein mag, zu einem Individuum machen. Der Tee wärmt dich von innen, du schmeckst die Wärme und Freundschaft der Menschen, deren Namen du nicht kennst. Du bedankst dich. Langsam bewegst du dich zurück in Richtung der Hauptstraße. Noch erwacht die Stadt nicht und du bist sicher, dass diese Nacht noch so viele Geheimnisse birgt.

Gleich Morgen wirst du in dein Tagebuch schreiben, welche wundervollen Eindrücke du sammeln konntest. Der Fotoapparat, den du noch schnell gegriffen hast, bevor du losgegangen bist, baumelt immer noch unberührt um deinen Hals. Zu persönlich und zu echt sind die Momente, um sie mit einem Foto festzuhalten. Das hier würde niemand in seiner Schönheit verstehen, der nicht gerade wie du durch die Straßen Tokios geht.

Langsam werden es mehr Menschen, die dir entgegenkommen, die Regenschirme aufgespannt und gemächlich durch die Nacht wandernd. Teils japanisch traditionell gekleidet, teils im Business-Look. Gemeinsam haben alle das freundliche Lächeln in ihren Gesichtern. Es gibt dir weiterhin ein Gefühl von Geborgenheit, fast schon von Heimat. Du beschließt ganz still für dich: In dieses Tokio werde ich zurückkehren. Von diesem nächtlichen Tokio kannst du selbst so viel lernen und mitnehmen.

Die Ruhe, aus der du die Kraft schöpfst, die dich zu dem macht, was du bist. Die Besinnung auf das, was wirklich wichtig ist. Es bleiben die Begegnungen mit Menschen, die uns zu dem machen, was wir sind. Ganz leise und für die anderen unhörbar, flüsterst du dir selbst zu ,,Danke für diese Reise.“ Es ist der Dank eines Menschen, der die Gleichheit der anderen in den verschiedenen Erdteilen erlebt hat. Du biegst in die Straße deines Hotels ein.

Am Himmel scheinen sich mehr Wolken aufzuziehen. Du bewunderst die Menschen, die es immer wieder schaffen, diese Stadt zu dem zu machen, was sie ist. Den Rest der Nacht wird es wohl noch stärker regnen, bevor der Morgen anbricht. Es zaubert dir ein Lächeln ins Gesicht, dass du dich zurückziehen kannst, während die Metropole noch weiter in ihrem magischen Gewand gehüllt ist.

In deiner Nacht willst du mit den Eindrücken schlafen, die du hier gesammelt hast. Wortlos und mit Zufriedenheit erfüllt steigst du in dein Hotelzimmer und ins Bett. Nehme einmal den Ausblick wahr. Auf die verregneten Straßen und die Skyline. Auf den Straßen hörst du noch schon wieder einige Autos vorbeiziehen. Es gewittert etwas stärker und du bist dankbar, an diesen warmen Ort zu sein. Deine Augen fallen mit einem Lächeln zu und du wünscht dir, dass dein Spaziergang im Traum weitergehen kann. Entspanne dich. Lasse los. Und sinke hinein in eine wundervolle Gelöstheit.

Ausleitung

[Wenn du die Geschichte zum Einschlafen liest, kannst du die gesagten Worte auch einfach ausklingen lassen. Möchtest du jedoch, dass dein Gegenüber wieder erfrischt und entspannt aus der Entspannung löst, kannst du noch folgende Ausleitung vorlesen]

Nun ist es Zeit zurück zu kehren. Bewege einmal deine Muskeln. Fühle die Entspannung in deinem Körper. Und atme 3 Mal ganz tief durch. Ein… Und aus… Ich zähle nun von 1 bis 3, und bei der Zahl 3 angelangt bist du wieder voll und ganz im hier und jetzt. Eins – immer mehr fühlst du deinen Körper. Bewege einmal deine Muskeln in deiner Hand. Zwei – kehre zurück in das hier und jetzt. Du fühlst dich immer wacher und vitaler… Drei – Du bist zurück im hier und jetzt. Öffne deine Augen.

Nachbearbeitung

In der optionalen Nachbearbeitung kannst du nun noch einige Fragen besprechen. Was waren die Gefühle, die dein gegenüber erlebt hat? Wie hat sich die Reise angefühlt? War die Entspannungsgeschichte angenehm, und konnte sich die Person gut in das gesagte hineinversetzten?

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